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‚MetaHamster‘ – neues Forschungsprojekt unter Beteiligung von LOEWE-TGB zur Erhaltung der zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten Westeuropas zählenden Feldhamster gestartet

Das neue hessische Projekt „MetaHamster“ hat sich den Erhalt des Feldhamsters (Cricetus cricetus) zum Ziel gesetzt.
© Manfred Sattler
Das neue hessische Projekt „MetaHamster“ hat sich den Erhalt des Feldhamsters (Cricetus cricetus) zum Ziel gesetzt.

Er zählt zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten Westeuropas: der Feldhamster (Cricetus cricetus), auch Europäischer Hamster genannt. Einst als massenhaft auftretender „Erntevernichter“ und „Plage“ sowie für seine mehrfarbigen Felle intensiv gejagt, wird seit den 1970er-Jahren ein deutlicher Rückgang seiner Bestände verzeichnet. Ohne weitere Forschung und Erhaltungsmaßnahmen könnte der Feldhamster laut Prognosen in den kommenden rund zwanzig Jahren vollständig aussterben. Dies in Hessen zu verhindern ist das Ziel des neuen Projekts „MetaHamster“, das vor allem genomische Daten in den Blick nimmt und an dem Wissenschaftler:innen und Naturschutzakteur:innen verschiedener Institutionen, darunter der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE-Zentrum TBG) in Frankfurt am Main, beteiligt sind. Das Projekt wird vom Land Hessen im Rahmen des Lore-Steubing-Instituts (LSI) für Naturschutz und Biodiversität des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) gefördert.

Für den Bestandsrückgang des ursprünglich sehr fortpflanzungsfreudigen Feldhamsters gibt es – trotz bisheriger Schutzmaßnahmen – viele Gründe: In erster Linie zählen vermutlich die industrielle Landwirtschaft, die intensive Bodenbearbeitung und die immer frühere Erntezeit dazu. Die massive Bebauung landwirtschaftlicher Flächen in den letzten Jahrzehnten verhindert zudem die Wanderung von Tieren und den Austausch vielfältigen Erbguts.

Ein mehrstufig aufgebautes Projekt soll nun dazu beitragen, den Feldhamster in Hessen und anderen Regionen zu erhalten. Im Zentrum von „MetaHamster“ steht dabei die Auswertung und Nutzung genomischer Daten. Zunächst werden historische Belege aus den Sammlungen des Senckenberg Naturmuseums Frankfurt gesichtet und aktuelle Proben der zehn verbliebenen Populationen zusammengestellt, die Einblick in das Erbgut der hessischen Tiere geben. Das LOEWE-Zentrum TBG analysiert die Genome mehrerer Feldhamster erstmalig vollständig und nutzt sie für Erkenntnisse zum genetischen Zustand der Populationen.

„Unser Ziel ist es, im Rahmen des Projekts ein zukunftsweisendes Gesamtkonzept für die Erhaltung des Feldhamsters in Hessen zu entwickeln. […]“, berichtet Projektleiter Dr. Tobias Erik Reiners, Wissenschaftler am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt sowie am LOEWE-Zentrum TBG.

Axel Janke, Professor für Vergleichende Genomik am LOEWE-Zentrum TBG, bei Senckenberg und der Goethe-Universität betont: „Die umfassende Sequenzierung von Feldhamstergenomen am LOEWE-Zentrum TBG fördert nicht nur das Verständnis genetischer Diversität für den Erhalt von Arten, sondern gibt auch wichtige Impulse für ein modernes Naturschutzmanagement, das genomische Daten zunehmend für passgenaue Erhaltungsstrategien nutzt. […]“

Weiterer Projektpartner ist die Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HGON). Ermöglicht wird das neue Projekt mit dem Titel „Genetisches Monitoring und Management für eine zukunftsfähige Metapopulation des Feldhamsters in Hessen (MetaHamster)“ durch eine vierjährige Förderung bis Mitte 2027 in Höhe von rund 165.000 Euro des HLNUG im Rahmen des LSI.

Kontakt: Dr. Tobias Erik Reiners Fachgebiet Naturschutzgenetik Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt am Main, Standort Gelnhausen Tel. +49 (0)176 23518844 tobias.reiners@senckenberg.de