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Wie es zur Gründung des LOEWE-Zentrums TBG kam und was die Köcherfliege damit zu tun hat – Prof. Dr. Steffen Pauls im Interview
Professor Dr. Steffen Pauls ist Leiter der Abteilung Terrestrische Zoologie, der Sektion Entomologie III am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt am Main und stellvertretender Sprecher des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG). In einem ausführlichen Interview unter dem Titel „Senckenberg packt aus“ berichtet Pauls, woher seine Faszination für Insekten stammt, wie es zur Gründung des LOEWE-Zentrums kam und woran dort geforscht wird.
Aufgewachsen in Kanada entdeckte Professor Dr. Steffen Pauls als Kind beim Spielen im Bach die Köcherfliege, die ihn seither fasziniert. Ihm fiel auf, dass sie sich, anders als andere Insekten sehr langsam bewegte und sich dadurch besonders gut beobachten ließ. Als er einige Jahre später bei einer Exkursion ins französische Massif Central eine andere Art der Köcherfliege mit Haaren und Borsten entdeckte, war klar, dass er über die Evolution der Drusus discolor promovieren würde. Heute forscht Pauls im Rahmen des LOEWE-Zentrums TBG an der Seide, die von Köcherfliegen unter Wasser produziert wird. „Wir arbeiten daran zu verstehen, welche genetischen Grundlagen Köcherfliegen haben, um eine solche wasserfeste und reißfeste Seide zu produzieren. Vielleicht können wir dieses Wissen in der Zukunft nutzen, um Unterwasserseide zu produzieren“, so Pauls.
Das Naturkundemuseum Senckenberg arbeitet bereits seit vielen Jahren mit genetischen Daten. Seitdem klar war, dass sich Genome vollständig entschlüsseln lassen, wurden viele Initiativen gegründet, die die Genome vieler Tier- und Pflanzengruppen sequenzieren wollten. Das LOEWE-Zentrum hingegen möchte nicht nur die Genome einer bestimmten Gruppe entschlüsseln, sondern die gesamte organische Vielfalt analysieren. „Wir wollen sozusagen mehr in die Organismenbreite gehen, und zum Beispiel einen Schwamm mit einer Koralle, einer Qualle oder einem Insekt vergleichen“ erklärt Prof. Dr. Steffen Pauls. Die Forschungsschwerpunkte des LOEWE-Zentrums sind breit gefächert und reichen von der Entdeckung neuer Naturstoffe, die in der Medizin Anwendung finden könnten, über die Organismenvielfalt in der Erde und klimabedingtes Waldsterben bis hin zum Monitoring von Amphibien und der Untersuchung großer Säugetiere wie etwa Giraffen.