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Geflügelte Förster – Wissenschaftler:innen um Prof. Dr. Nina Farwig von LOEWE-Tree-M untersuchen Samenausbreitung durch fruchtfressende Vögel

Die Singdrossel gehört zu den fruchtfressenden Vogelarten
© Dr. Sascha Rösner
Die Singdrossel gehört zu den fruchtfressenden Vogelarten

Was haben Amsel, Mönchsgrasmücke, Rabenkrähe und Ringeltaube gemeinsam? Sie gehören zu den fruchtfressenden Vögeln in Europa und sind somit erheblich an der Samenausbreitung von Pflanzen beteiligt. Ein Forschungsteam von 14 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus ganz Europa, darunter auch Professorin Dr. Nina Farwig, Sprecherin des LOEWE-Schwerpunkts Tree-M, untersuchten über einen Zeitraum von einem Jahr das Vorkommen fruchtfressender Vögel und deren Beitrag zur Samenausbreitung in sieben Gebieten in Europa.

„Es war bislang noch wenig bekannt, wie sich Gemeinschaften fruchtfressender Vögel vom Wald zu den mittlerweile vorherrschenden ‚entwaldeten Landschaften‘ aus Feldern, Weideland und Siedlungen, in denen Waldgebiete nur als kleine Flecken eingebettet sind, verändern“, so die Naturschutzökologin Nina Farwig von der Philipps-Universität. „Uns hat interessiert, ob Tierarten mit Merkmalen, die in diesen offenen Lebensräumen weniger vorteilhaft sind, verloren gehen oder ersetzt werden und ob solche Veränderungen letztlich auch beeinflussen, welche Pflanzenarten durch die Tiere ausgebreitet werden.“, Farwig weiter.

Das Team sammelte zu diesem Zweck Kotproben unter isoliert stehenden Bäumen und konnte so anhand von DNA-Analysen die Tierarten identifizieren, die die entsprechenden Samen verbreiten. Laut der Auswertungen sei die Anzahl fruchtfressender Vögel in und um Wälder(n) ähnlich, die Zusammensetzung der Vogelgruppen jedoch sehr unterschiedlich. So seien die Tiere in den entwaldeten Gebieten größer und mobiler als ihre im Wald lebenden Verwandten.

Die Empfehlung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach der Studie, die im Wissenschaftsmagazin „PNAS“ veröffentlicht wurde, lautet daher: Die Wiederbewaldungsmaßnahmen sollten sich auf die Anpflanzung isolierter Bäume als „Startgebiete“ für Wälder und auf jene Pflanzenarten konzentrieren, die sonst in offenen Landschaften schwer ausgebreitet sei, so Professor Jörg Albrecht vom Senckenberg Biodiversität und Klimaforschungszentrum Frankfurt. Zudem sollten Renaturierungsflächen näher an intakten Wäldern liegen, was eine Samenausbreitung durch die „geflügelten Förster“ erleichtere.