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LOEWE-TBG entwickelt innovative und umweltfreundliche Methode gegen die Ausbreitung gefährlicher Stechmücken

Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist mittlerweile auch in Europa weit verbreitet und kann gefährliche Krankheitserreger übertragen.
© Wikimedia Commons, James Gathany, CDC, public domain
Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) ist mittlerweile auch in Europa weit verbreitet und kann gefährliche Krankheitserreger übertragen.

Sommerzeit bedeutet oft auch Mückenzeit. Insbesondere in der Nähe von Gewässern halten sich die blutsaugenden Insekten gerne auf und kommen in den Kontakt mit den Menschen. Nicht nur, dass ihre Stiche fürchterlich jucken, sie können auch sehr gefährlich werden. Denn neben den heimischen Mückenarten haben sich zunehmend Stechmücken aus tropischen bzw. asiatischen Regionen in Mitteleuropa angesiedelt, die schwere Krankheiten wie das Zika- oder das West-Nil-Virus übertragen können. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) haben jetzt eine innovative und umweltschonende Methode entwickelt, die weitere Ausbreitung gefährlicher Stechmückenarten einzudämmen.

Die Bekämpfung dieser invasiven Arten ist auf vielen Ebenen eine Herausforderung. Die sich im Wasser entwickelnden Larven können und dürfen nicht mit Pestiziden behandelt werden. Die Freisetzung gentechnisch veränderten Tieren wird von der Bevölkerung abgelehnt. Das Forschungsteam von LOEWE-TBG möchte daher zunächst mithilfe genetischer Analysen von Gewässerproben herausfinden, wo genau sich die Stechmücken überhaupt weiterverbreiten. Dafür soll eine Art PCR-Test entwickelt werden, der einen sicheren Nachweis für das Vorkommen invasiver Arten liefert. Im zweiten Schritt kommt die neue Technologie der sogenannten „RNA-Interferenz“ zum Einsatz. „Dabei wird den Stechmückenlarven im Verbreitungsgebiet Nahrung zur Verfügung gestellt, die doppelsträngigen Ribonukleinsäuren, kurz RNAs, enthält. Diese wichtigen Informations- und Funktionsträger, die in jeder Zelle von Lebewesen vorkommen, entfalten ihre Wirkung dann über den Darm der Larven und schalten einige ihrer zum Überleben wichtigen Gene aus“, erklärt Miklós Bálint, Professor für Funktionale Umweltgenomik an der Justus-Liebig-Universität Gießen und stellvertrender Sprecher des LOEWE-Zentrums. Die Vorteile dieser Methode: „Die RNA-Moleküle können so hergestellt werden, dass sie nur gegen die jeweilige Stechmückenart wirken und weder andere Insektenarten noch den Menschen gefährden. Weiterhin entstehen bei ihrem Abbau in der Umwelt keine giftigen Rückstände. Und es werden mit dieser Methode keine gentechnisch veränderten fortpflanzungsfähigen Stechmücken erzeugt“, so Bálint.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Biotechnology Advances“ veröffentlicht.