LOEWE-Forschung

LOEWE 2019-2022 LOEWE-Green Dairy untersucht Auswirkungen unterschiedlicher Fütterungssysteme auf Milchproduktion

Seit Anfang des Jahres wird der LOEWE-Schwerpunkt GreenDairy der Universitäten Gießen und Kassel vom Land Hessen im Rahmen der Landesexzellenzinitiative LOEWE für vier Jahre mit insgesamt 4,79 Millionen Euro gefördert. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen in dem LOEWE-Schwerpunkt Agrarsysteme, die sowohl ökologisch und ökonomisch nachhaltig sind als auch ein hohes Maß an Tierwohl ermöglichen. Beteiligt ist auch das Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V. (ZALF).

Eine zentrale Rolle spielt dabei der Gladbacherhof, ein ökologisch bewirtschafteter Lehr- und Versuchsbetrieb der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), wo seit Juni 2022 der neue Milchviehstall in Betrieb ist, der zugleich Forschungsstall von LOEWE-GreenDairy ist. Mit dem Stall und den eng daran gekoppelten Freilandexperimenten in Acker- und Grünlandflächen ist dort eine neue Plattform für vergleichende, experimentelle Agrarsystemforschung geschaffen worden.

In dem hochmodernen Bau, der 128 Milchkühen Platz bietet, ist Robotertechnik für das Melken, die Fütterung, die Beweidungssteuerung und die Entmistung installiert. Im Zentrum des GreenDairy-Projektes steht der gesamtheitliche Vergleich der Wertschöpfungskette Milch in einem Low-Input und High-Input-Fütterungssystem.

In beiden Systemen werden Gruppen mit 64 Tieren gemäß Ökorichtlinien, also inklusive Weidegang, gehalten und ausschließlich mit hofeigenem Futter ernährt: Im Low-Input-System bekommen die Tiere vorwiegend grasbasierte Nahrung mit möglichst wenig Kraftfutter. In dieser Gruppe wird eine Leistung von 7.200 Kilogramm Milch pro Jahr angestrebt. In der High-Input-Vergleichsgruppe werden die Kühe mit Einsatz von Maissilage auf eine Leistung von 9.000 Kilogramm Milch gefüttert.

© Andreas Gattinger

Die Automatisierung und gute technische Ausstattung des Stalles ermöglichen eine detaillierte Datenerfassung getrennt nach den beiden Herden. Über einen Roboter wird die Futtermenge bestimmt, die Milch wird in separaten Milchtanks gesammelt und die Gülle getrennt gelagert.

In insgesamt 14 Teilprojekten beschäftigen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur mit der Milchleistung und den Erträgen auf dem Acker, sondern nehmen auch Tierwohl und Gesundheit detailliert in den Blick. Außerdem bilanzieren sie die Emission klimarelevanter Spurengase im Stall und auf dem Acker.

Eine ganz wesentliche Frage im Projekt ist einerseits, wie in der Landwirtschaft innovative Landnutzungssysteme in der breiten Praxis etabliert werden können, und andererseits, ob die Gesellschaft auch bereit ist, diese Innovationen mitzutragen. Um diese Fragen zu klären, kooperiert GreenDairy eng mit dem Betriebsnetzwerk der Upländer Bauernmolkerei, einer regionalen und genossenschaftlich organisierten Biomolkerei, an die auch der Gladbacherhof seit Jahren seine Milch liefert.

Am 20. Juli 2022 wurde der Forschungsstall in Villmar-Aumenau offiziell eröffnet und das GreenDairy-Team traf sich zur 1. Mitgliederversammlung. Prof. Martin Kramer, JLU-Vizepräsident für Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, betonte, dass am Standort die Betrachtung der ökologischen Nutztierhaltung nicht nur auf der Ebene einzelner Tiere erfolgt, sondern das gesamte Ernährungssystem Tier-Pflanze-Umwelt-Gesellschaft einschließt. Er ergänzte: „Der Gladbacherhof wird damit sozusagen zum Reallabor mit dem neuen Forschungsstall als Herzstück.“