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ProLOEWE Persönlich

Professor Dr. Wolfgang Ensinger Ionenleitende Nanoporen nach dem Vorbild der Natur

Prof. Wolfgang Ensinger in seinem Labor an der TU-Darmstadt. Die Schutzbrille ist bei dem Chemiker aus Sicherheitsgründen immer dabei.
© Katrin Binner/TU Darmstadt

Herr Professor Ensinger, ursprünglich stammen Sie aus Heidelberg, wo Sie ganz klassisch Chemie studiert haben. 2005 wurden Sie als Materialwissenschaftler an die TU Darmstadt berufen und sind seit 2016 gemeinsam mit Professor Bodo Laube und Professor Gerhard Thiel Sprecher des LOEWE-Schwerpunkts iNAPO (Ionenleitende Nanoporen). Worum geht es dabei und wie kamen Sie auf die Idee sich um eine LOEWE-Förderung zu bemühen? Stimmt, ich bin als klassischer Chemiker ausgebildet. Diese Ausbildung beinhaltet aber auch viele Aspekte chemischer Methoden, die in den Materialwissenschaften zum Einsatz kommen und die mich wegen der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten schon immer besonders interessieren. Der Gang im Jahr 2005 an die TU Darmstadt, wo ich seitdem als Materialwissenschaftler arbeite, brachte mich in Kontakt mit Biologen auf der einen Seite und Elektrotechnikern auf der anderen – eine Kombination, die es an den Universitäten, an denen ich vorher war, nicht gab. Zusammen erkannten wir, dass die Möglichkeiten aus unseren drei Fachbereichen ausgezeichnet kombinierbar sind und dass wir, wenn wir die elektrochemische Sensorik (Materialwissenschaft) mit den biologischen Nanoporen (Biologie) und die Mikro-Nano-Integration (Elektrotechnik) miteinander verknüpfen, Mikrosensoren herstellen können, wie es sie bisher noch nicht gab. Denn bei diesen neuartigen Sensoren wird die bisher unerreichte Funktionsweise von Nanoporen biologischer Zellen in einer technischen Umgebung mit Kunststoff nachempfunden. Die ionenleitenden Nanoporen werden in Miniaturmesseinrichtungen integriert und damit eine neue Generation von (bio)molekularen Sensoren geschaffen.

Was konnten Sie in den insgesamt vier Jahren LOEWE-Förderung erreichen, dass Ihnen ohne LOEWE nicht möglich gewesen wäre, und wie geht es nach LOEWE weiter? Ohne die LOEWE-Förderung wäre der in dieser Zeit erreichte beachtliche Fortschritt unmöglich gewesen. Die große Interdisziplinarität der Zusammenarbeit von Biologen, Chemikern, Materialwissenschaftlern, Physikern und Elektrotechnikern mit 15 Doktorandinnen und Doktoranden hat einen enormen Erkenntnisgewinn ermöglicht. Nach der hessischen LOEWE-Förderung bemüht sich das Konsortium nun um Bundesmittel, insbesondere in Form eines Sonderforschungsbereiches bei der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft). 

Neben der fachübergreifenden Zusammenarbeit, die Sie als eine der positiven Merkmale, die durch LOEWE besonders unterstützt wird, herausstreichen, wird auch die internationale Zusammenarbeit gefördert. Können Sie uns hier Beispiele schildern? Ja, dies ist eine weitere Entwicklung, die im Rahmen des Projektes stattgefunden hat. Jeder der Teilprojektleiterinnen und Teilprojektleiter betreibt seine bzw. ihre internationale Zusammenarbeit, wo – in unserem Fall – iNAPO-Ideen aufgegriffen und vertieft wurden; dies reicht von Kooperationen mit den USA über zahlreiche europäische Zusammenarbeiten bis nach Fernost. Als ein vielleicht etwas exotisch anmutendes Beispiel möchte ich das Projekt NanoPur nennen, bei dem mit DAAD-Förderung versucht wird, den Kolleginnen und Kollegen in Pakistan die Möglichkeit der Entwicklung eines Miniatursensors in die Hand zu geben, mit dem die Landbevölkerung ihr Wasser, das sie belasteten Flüssen zum Trinken entnimmt, auf Schadstoffe testen könnten und somit Menschenleben retten könnten.

Auch wenn man für seine Arbeit brennt und womöglich sein „Hobby“ zum Broterwerb gemacht hat, wie schaffen Sie sich einen Ausgleich im Privatleben? Das ist, zugegeben, ein schwieriges Thema. Ob derjenige, der seine Arbeit zum Hobby gemacht hat oder umgekehrt, zu beneiden oder zu bedauern ist, das sei dahin gestellt. In meinem Fall, wo für die Familie nicht so viel Zeit übrig bleibt, wie es wohl sein sollte, ist es doch zu einem gemeinsamen Hobby gekommen.

Sonntags mittags kochen meine Söhne, noch im Schulalter, mit mir in Papa’s Kochschule; meine Frau sieht wohlwollend zu. Und wenn ich meine erwachsenen Töchter besuche, pflegen wir das, was wir modern Co-cooking nennen, also das gemeinsame Kochen. Da lerne ich derzeit z.B. die Finessen veganer Küche kennen. Das ist kreativ und man merkt, was man geschaffen hat. Wunderbar, kann ich jedem nur empfehlen.

Zur Person

  • Sprecher des LOEWE-Schwerpunkts iNAPO

Erschienen in ProLOEWE NEWS

Ausgabe 03.2019

Themen

Ab 1. Januar 2020 erhalten ein neues LOEWE-Zentrum und sechs LOEWE-Schwerpunkte Fördermittel in Höhe von insgesamt 43 Millionen Euro für eine Laufzeit von vier Jahren aus dem Landesprogramm, in der neuen ProLOEWE-NEWS stellen wir Sie Ihnen vor. David Maurer-Laube, Produktdesigner und Student der im Rahmen des LOEWE-Schwerpunkts IDG das Convercycle – eine Symbiose aus Lastenfahrrad und Citybike entwickelt hat, erzählt uns mehr zum Weg dahin. Und was Molekulare Datenspeicherung mit Dornröschen zu tun hat, erfahren Sie unter der Rubrik „Wussten Sie schon…“.

ProLOEWE persönlich

Außerdem: ProLOEWE Persönlich über Professor Wolfgang Ensinger, Sprecher des LOEWE-Schwerpunkts iNAPO

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