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ProLOEWE Persönlich

Professor Dr. Florian R. Greten Krebsforscher aus Leidenschaft

© Steffen Böttcher

Herr Professor Greten, Sie sind Sprecher des seit 2019 geförderten LOEWE-Zentrums FCI. Können Sie uns etwas darüber erzählen, wie Sie auf die Idee kamen ein LOEWE- Zentrum zu beantragen?

Die Idee für das Frankfurt Cancer Institute (FCI) entstand schon sehr früh. Kurz nach meinem Beginn hier in Frankfurt in 2013 habe ich gemeinsam mit den Kollegen am Universitätsklinikum (den Professoren Hubert Serve, Ivan Đikic und Karlheinz Plate) überlegt, wie wir die Interaktion der Grundlagenwissenschaft mit der klinischen Forschung besser verbinden und die sogenannte Translationale Forschung verbessern können. Wir hatten dann die Idee im Rahmen eines neu zu errichtenden Gebäudes gemeinsam interdisziplinär zu arbeiten und dazu Kontakt mit der Landesregierung aufgenommen. Der damalige Wissenschaftsminister Boris Rhein war sehr schnell von unserem Konzept überzeugt ein solches Gebäude zu bauen. Erfreulicherweise war auch die Deutsche Krebshilfe von unserem Vorhaben angetan und hat uns mit einer Spende von 20 Mio. Euro unterstützt. Um das inhaltliche Konzept des FCI umzusetzen haben wir im Folgenden einen Antrag für ein LOEWE-Zentrum gestellt.

Womit genau beschäftigt sich das LOEWE-Zentrum Frankfurt Cancer Institute und warum ist das so wichtig?

Wir versuchen relevante Beobachtungen aus der Klinik, wie z. B. fehlendes oder unterschiedliches Therapieansprechen mechanistisch zu untersuchen und neue Therapiekonzepte zu entwickeln, die wir dann klinisch überprüfen. Hierbei ist es wichtig, dass Klinische Wissenschaftler:innen und Grundlagenwissenschaftler:innen, Bioinformatiker:innen und Pharmazeutische Chemiker:innen von Beginn an eng an den Projekten zusammenarbeiten und sich regelmäßig austauschen. Nur so können wir voneinander lernen: die Grundlagenwissenschaftler:innen von den Kliniker:innen in Bezug auf die relevanten Probleme und die Kliniker:innen von den Grundlagenwissenschaftler:innen in Bezug auf präklinische Methoden. Wichtig ist insbesondere auch die frühe Integration von Bioinformatiker:innen in die jeweiligen Projekte, um gemeinsam entsprechende Analysen durchführen zu können sowie experimentelle Ansätze zu planen.

Wieso haben Sie sich entschieden Mediziner zu werden, insbesondere mit dem Schwerpunkt Krebsforschung?

Ein Medizinstudium war das Einzige, das für mich in Frage kam. Bereits in der Schule hatte ich ein großes Interesse an Naturwissenschaften, genauso groß war aber das Interesse klinisch tätig zu sein und in der Lage zu sein, Patientinnen und Patienten zu behandeln und ihnen zu helfen. Das Medizinstudium verknüpft dies auf ideale Weise.

Ende 2022 bekamen Sie die hocherfreuliche Nachricht, dass die Förderung von LOEWE-FCI durch das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst bis 2025 verlängert wurde. Können Sie uns einen Einblick gewähren: Was konnten Sie bisher durch LOEWE erreichen und was erhoffen Sie sich in den folgenden Jahren zu schaffen?

Uns ist es gelungen zu beweisen, dass unser neues interdisziplinäres Konzept – unterstützt durch die neu etablierten Technologieplattformen – funktioniert. Neben einer Vielzahl von hervorragenden Publikationen, konnten wir bereits mehrere klinische Studien initiieren, um so unsere neuen Ergebnisse direkt an Patient:innen zu überprüfen. Ein Teil dieser Studien hat uns bereits sehr vielversprechende Daten für die Krebstherapie geliefert, sodass wir nun planen diese in weiteren Studien zu verfolgen.  

Gibt es schon eine Idee, wie es nach der Förderung weitergeht?

Das LOEWE-Zentrum, bzw. die Technologieplattformen soll in das Georg-Speyer-Haus integriert werden. Im nächsten Jahr beabsichtigen wir (GSH inklusive LOEWE-FCI) dann einen Antrag zur Aufnahme in die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried-Wilhelm-Leibniz (WGL) zu stellen. Sobald das neue Gebäude bezugsfertig ist, werden wir die ursprüngliche Idee dann komplett umsetzen und unsere Projekte in einem gemeinsamen Gebäude bearbeiten können.

Das hessische LOEWE-Programm ist einmalig in Deutschland – auch deshalb, weil es insbesondere Grundlagenforschung fördert. Was würden Sie sagen warum ist es so wichtig?

Ohne die großzügige Landesunterstützung wären wir niemals in der Lage gewesen unsere Idee in die Tat umzusetzen. Die notwendigen Finanzmittel ein solches Zentrum mit allen seinen Plattformen, Professuren, Arbeitsgruppen und Projekten aufzubauen sind enorm und es gibt kein anderes Förderinstrument in Deutschland oder Europa, das ansonsten für ein solches Projekt in Frage gekommen wäre.

Ein immer wieder geführter Diskurs ist die Frage zu Vereinbarkeit von Familie und Beruf –  und bis heute geht diese Frage fast immer an die Frauen. Wie war das bei Ihnen bzw. wie ist es Ihnen gelungen beides zu vereinbaren?

Letztendlich konnte ich dies nur erreichen in dem ich meine klinische Arbeit aufgegeben habe und mich komplett auf die Grundlagenwissenschaft fokussiert habe. Als ich noch jünger und ohne Familie war, ließ sich die klinische Arbeit und die Wissenschaft durch den entsprechenden (hohen) zeitlichen Einsatz kombinieren. Mit Familie ist dies kaum noch ohne Qualitätseinbuße zu schaffen. Bei der Qualität wollte ich jedoch nicht nachlassen und insbesondere keine schlechte Medizin machen. Daher habe ich mich dann für die Wissenschaft entschieden, um in der Lage zu sein sie auf dem Niveau durchzuführen, wie ich es mir einmal vorgenommen hatte. So lange sich das System und die zeitlichen Anforderungen in der Klinik nicht ändern, wird sich auch auf Weiteres an diesem grundsätzlichen Problem nicht ändern und die Kombination von qualitativ hochwertiger klinischer Arbeit und Wissenschaft nur für wenige junge Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler eine attraktive Option darstellen.

Zur Person

  • Sprecher des LOEWE-Zentrums Frankfurt Cancer Institute (FCI)
  • Direktor des Georg-Speyer-Hauses in Frankfurt am Main

Erschienen in ProLOEWE NEWS

Ausgabe 02.2023 / August

Themen

Auch in der zweiten Ausgabe 2023 erwartet Sie eine große Themenvielfalt aus den LOEWE Vorhaben: Von Forschung zu pflanzlichen Wirkstoffen gegen Viren und andere Krankheitserreger, KI erforscht von White Box und vorgestellt im Rahmen vom Hessen animiert, über neuen Forschungsansätzen im Tumormetabolismus mit Melek Canan Arkan als neu berufener Professorin bis hin zu Dr. Tim Lüddecke als Nachwuchsforscher bei den Lindauer Nobelpreisträgertagungen und vielen weiteren Einblicken.

ProLOEWE persönlich

ProLOEWE persönlich mit Prof. Dr. Florian R. Greten, Sprecher des LOEWE-Zentrums FCI und Direktor des Georg-Speyer-Hauses in Frankfurt am Main. Sein wissenschaftlicher Fokus liegt auf der Erforschung der Entstehung von Darmkrebs und der Entwicklung neuer Therapieansätze.

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