LOEWE-Vorhaben
Tumor und Entzündung Was haben chronische Entzündungen mit Tumoren zu tun?
Viele Tumorerkrankungen entstehen auf dem Boden einer andauernden, chronischen Entzündungsreaktion. Dies ist seit langem für chronisch-entzündliche Erkrankungen bekannt: Patienten, die beispielsweise an Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, chronischer Gastritis oder chronisch obstruktiven pulmonalen Lungenerkrankungen (COPD) leiden, haben ein erhöhtes Risiko, in den betroffenen Geweben und Organen einen Tumor zu entwickeln.
Heute wissen wir aber auch recht genau, warum viele Umwelt- und Lifestyle-Faktoren das Risiko für eine Tumorentstehung erhöhen: Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Sonnenbrand, Fettleibigkeit, körperliche Inaktivität, aber auch chronische Infektionen mit Viren und Bakterien – sie alle aktivieren zentrale, intrazelluläre Signalkaskaden, die in den betreffenden Zellen und Geweben die entsprechenden genetischen Programme für eine chronische Entzündung auslösen.
Entzündliche Reaktionen spielen nicht nur bei der Tumorentstehung, sondern auch zu späteren Zeitpunkten eine wichtige Rolle. Hier sind es vor allem Stroma- und Immunzellen, also nicht-entartete Zellen, die im Tumorkontext „umgepolt“ werden und statt den Tumor zu bekämpfen ihn in seiner Expansion sogar fördern.
Die zentrale Thematik des LOEWE-Schwerpunkts „Tumor und Entzündung“ zielte entsprechend darauf, die Mechanismen der Interaktion zwischen Tumor-, Entzündungs- und Tumorstromazellen besser zu verstehen und aus diesem tieferen Verständnis heraus neue Strategien für die Krebstherapie zu entwickeln. Ein zentrales Ziel ist es entsprechend, in die Interaktion zwischen Tumor- und Entzündungszellen therapeutisch so einzugreifen, dass aus einer pro-tumorogenen, das Tumorwachstum und die Metastasierung fördernden Gesamtsituation eine anti-tumorogene Situation entsteht.
Wie es nach der LOEWE-Förderung weitergeht
Neun der insgesamt 19 Arbeitsgruppen des LOEWE-Schwerpunkts setzen ihre Arbeit in dem DFG geförderten Sonderforschungsbereich TRR81 „Chromatin Changes in Differentiation and Malignancies“ fort. An diesem Forschungsverbund sind Forscherinnen und Forscher der Philipps-Universität Marburg, der Justus-Liebig-Universität Gießen, des Max-Planck Instituts für Herz- und Lungenforschung und des Erasmus Medical Centre in Rotterdam beteiligt.
Weitere sieben Arbeitsgruppen arbeiten gemeinsam im neu errichteten Zentrum für Tumor- und Immunbiologie (ZTI), das im Februar 2014 bezogen wird und in unmittelbarer Nähe zum Universitätsklinikum und dem Biomedizinischen Forschungszentrum (BMFZ) angesiedelt ist und so hervorragende Möglichkeiten für weitere enge Kooperationen bietet.
Partner
- Philipps-Universität Marburg
- Justus-Liebig-Universität Gießen
Fachrichtungen
- Zellbiologie
- Genetik
- Molekularbiologie
- Bioinformatik
- Immunologie
- Medizin
Förderzeitraum
2008 bis 2012Sprecher
- Prof. Dr. Rolf Müller, Philipps-Universität Marburg
- Prof. Dr. Harald Renz, Philipps-Universität Marburg
- Prof. Dr. Michael Lohoff, Philipps-Universität Marburg
Standorte
- Marburg