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Seuchen-Fahndung auf dem Vormarsch – LOEWE-Wissenschaftler Dr. Stefan Prost erklärt, warum ein Verbot von Wildtiermärkten keine Lösung ist
Der Wildtierhandel rückt seit Beginn der Corona-Pandemie immer weiter in den Fokus der Kritik. Hier begegnen sich Tierarten auf engsten Raum, die in der Natur niemals aufeinandertreffen würden. Die Tiere sind gestresst, scheiden entsprechend aus. Mangelnde Hygiene tut dann ihr Übriges, um ideale Bedingungen für die Verbreitung von Viren zu schaffen. Seit Ende Februar 2020 ist der Handel und Verzehr von Wildtieren in China verboten. Warum das keine realistische Lösung ist, erklärt Dr. Stefan Prost, Wissenschaftler beim LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) in dem am 27. Januar 2021 erschienen Artikel „Seuchen-Fahndung auf dem Vormarsch“ von Juliette Irmer, Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.).
Neben der Tatsache, dass der Wildtierhandel ein Milliardengeschäft ist, gibt es beim Konsum von Wildtieren große soziale Unterschiede. Während der Verzehr von wilden Tieren in China ein Privileg der Reichen ist, ist es in anderen Ländern meist die einzige Fleischquelle der Armen. Durch die Verbote der Märkte rückt der Handel mit Wildtierfleisch immer weiter in den Untergrund, was eine Kontrolle nahezu unmöglich macht. Prost plädiert stattdessen für eine stärkere Überwachung und Dokumentation der verkauften Tiere sowie der Erreger, die jene in sich tragen. Weiterhin sollten die Anzahl der aufeinandertreffenden Tierarten reduziert und die Hygienestandards verbessert werden. Stefan Prost hat gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen im vergangenen Jahr ein Seuchenüberwachungssystem „mit Rucksacklabor“ entwickelt, mit dem sich kostengünstig DNA-Proben der Tiere auf Krankheitserreger überprüfen ließen. Dieser Ansatz wird zur Zeit in mehreren Ländern getestet.