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Organische Chemie unter extremen Bedingungen – Peter R. Schreiner, LOEWE-PriOSS, erhält ERC Advanced Grant – Europäische Förderung von 2,5 Millionen Euro für Projekt „COLDOC“

© Franz Möller

Licht am Ende des Tunnels: Ein »Tunnel« spielt eine zentrale Rolle in den Forschungsarbeiten des Chemikers Prof. Dr. Peter R. Schreiner. Der international renommierte Spitzenforscher, der als einer der Pioniere der Organokatalyse gilt, hat mit seinem Team am Institut für Organische Chemie den Mechanismus der Tunnelkontrolle (»Tunneling Control«) von Reaktionen nachgewiesen. Neben der thermodynamischen und der kinetischen Kontrolle konnte er somit eine dritte Triebkraft chemischer Reaktionen wissenschaftlich etablieren: »Tunneln« ist wichtig sowohl zum Verständnis als auch für das Design chemischer Reaktionen. Zur Ausweitung seiner bahnbrechenden Forschungsarbeiten erhielt Prof. Schreiner kürzlich einen der begehrten ERC Advanced Grants. Die Europäische Union fördert sein Projekt „Cold Organic Chemistry“ (COLDOC) in den nächsten fünf Jahren mit 2,5 Millionen Euro.

Das Projekt COLDOC wird sich mit organisch-chemischen Reaktionen unter ungewöhnlichen Bedingungen wie beispielsweise extreme Kälte beschäftigen. Dabei würde die Energie im Normalfall nicht ausreichen, um chemische Reaktionen in Gang zu setzen. Da viele organische Moleküle im Weltraum entdeckt oder in Meteoriten zur Erde gebracht wurden, müssen sie unter solchen Bedingungen durch bisher weitgehend unbekannte Mechanismen entstanden sein. Eine Schlüsselhypothese ist, dass quantenmechanisches Tunneln (QMT) und neuartige Reaktionen mit außergewöhnlich niedrigen Barrieren am Werk sind. Daher besteht eines der Hauptziele der Arbeitsgruppe Schreiner darin aufzudecken, wie QMT, bei dem die Reaktionen durch Tunnel und nicht über Barrieren ablaufen, die chemische Reaktivität und Selektivität steuert.