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Wie das Klima früher war: Eisforscher erhält Professur an der Goethe-Uni – seine Eisanalysen werden auch die Modelle und Erkenntnisse von LOEWE-VeWA vervollständigen

 Die Forschung von Prof. Dr. Pascal Bohleber wird Forschung von Prof. Wolfgang Müller ergänzen
© Georg Hofer
"Eisforscher" Prof. Dr. Pascal Bohleber wurde an Goethe-Uni berufen, wo Prof. Dr. Wolfgang Müller sich auf die Zusammenarbeit freut.

Glaziologe und ERC-Preisträger Pascal Bohleber verstärkt Frankfurter Schwerpunkt Paläo-Klimaforschung – gemeinsame Projekte von Goethe-Universität und Alfred-Wegener-Instituts (AWI) zur Analyse von Eisbohrkernen geplant

Der menschengemachte Klimawandel unserer Zeit geht mit einer Geschwindigkeit vonstatten, die die Erdgeschichte bislang selten kennt. Wechsel von Warm- und Eiszeiten hat es jedoch seit der Entstehung unseres Planeten schon sehr viele gegeben.

Pascal Bohleber will durch die Untersuchung von extrem altem Eis aus der Antarktis herausfinden, wie die Atmosphäre vor einer Million Jahre und mehr zusammengesetzt war. Im großen europäischen Konsortiumprojekt „Beyond EPICA – Oldest Ice“ arbeitet er mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an der erstmaligen Gewinnung und Analyse eines Eisbohrkerns, der ein kontinuierliches Klimaarchiv der letzten 1,5 Millionen Jahre enthalten soll. Hierfür wird gegenwärtig an einer sorgfältig ausgewählten Stelle in der Zentralantarktis bis zum Grundgestein gebohrt. Das „älteste Eis“ wird für 2025 in den europäischen Labors erwartet. Bohleber hat am AWI eine Messapparatur installiert, mit deren Hilfe er vor allem winzige Verunreinigungen im Eis analysieren kann, die Auskunft über die Beschaffenheit der Atmosphäre während des Mittelpleistozän-Übergangs geben können. „Wir hoffen, dass wir so beitragen können das MPT-Geheimnis zu lüften“, meint Bohleber. „Das Wissen darüber, was die Veränderungen im Klimasystem damals ausgelöst hat, wird einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des Klimawandels unserer Tage leisten“, ist der Glaziologe überzeugt.

Sein Gegenpart in Frankfurt ist Wolfgang Müller, Professor für Geologie und Paläoumweltforschung an der Goethe-Universität. Auch er ist unter anderem auf die Analyse winziger chemischer Spuren in Eisbohrkernen spezialisiert, die er mit einem weltweit einzigartigen, speziell für die Goethe-Universität gebauten Gerät (einem sogenannten Cryo-Laser-Ablationssystem mit dualer Wellenlänge, kombiniert mit einem Plasma-Massenspektrometer) detektierten kann. Unter anderem lassen sich damit die Veränderungen des atmosphärischen Staubs während klimatischer Kalt-Warm-Übergänge messen, während die Menge und Beschaffenheit von Schwefelverbindungen etwas über Vulkanausbrüche in der Vergangenheit verraten. Diese Arbeiten ergänzen die Forschungen im von ihm geleiteten LOEWE-Schwerpunkt „Vergangene Warmzeiten als natürliche Analoge unserer „hoch-CO2“-Klimazukunft (kurz VeWA), der hauptsächlich in Fossilien mit ähnlicher Laser-Messmethodik nach Spuren vergangener Klimawandel tiefer in der geologischen Vergangenheit sucht. Wolfgang Müller freut sich sehr über die Berufung Bohlebers an die Goethe-Universität und hat diese aktiv stark unterstützt: „Die bisherige Zusammenarbeit mit dem AWI wird durch unseren neuen Kollegen Bohleber intensiviert, und auch das akademische Lehrangebot an der Goethe-Universität durch ihn in Richtung Glaziologie erweitert werden. Sein System der Laserablations-Massenspektrometrie arbeitet komplementär zur unserer Frankfurter Technologie, sodass wir uns wissenschaftlich ergänzen und technisch in dieser neuen Technologie voneinander und miteinander lernen können. Zudem werden die Eisanalysen die Modelle und Erkenntnisse von VeWA vervollständigen. So werden wir dazu beitragen, durch ein besseres Bild der damaligen Welt heutige Klimamodelle weiterzuentwickeln und präzisere Klimavorhersagen treffen zu können.“