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LOEWE-Architekturen des Ordnens: Zoom-Vortrag von Dr. Ioanna Piniara zu „Wohngemeinschaften für die ‚Neue Frau‘ des Deutschen Werkbundes, 28.11., 18 Uhr

Dr. Ioanna Piniara, Architektin und im Sommersemester 2022 Fellow im LOEWE-Schwerpunkt Architekturen des Ordnens hält am 28.11. um 18 Uhr einen Vortrag zum Thema: Die Wohnungsfrage ist eine feministische Frage: Wohngemeinschaften für die „Neue Frau“ des Deutschen Werkbundes. Die Veranstaltung findet online und im Rahmen der CCSA Talks statt.

Piniaras Forschung operiert an der Schnittstelle von feministischen Studien, Architekturgeschichte und dem Commons-Diskurs, ein auf Selbstorganisation und Fürsorge basierender Ansatz, mit dem Ziel, letzteren als radikale Theorie und Praxis für die Konzeptualisierung eines gerechten kollektiven Lebens zu bereichern. Ihr Forschungsprojekt verwendet die theoretische Rahmung des Feminismus durch die Commons, die die Befreiung von Frauen aus kapitalistischer und patriarchalischer Ausbeutung unterstützt, indem sie ihre Unterdrückung durch die Last der reproduktiven Arbeit im massenproduzierten Kleinfamilienwohnungstyp des 20. Jahrhunderts anerkennt.

Als Beitrag zu diesem Rahmen untersucht das Projekt den Kontext der Entstehung einer „neuen Frau“ in der frühen Weimarer Republik. Insbesondere werden zwei von Frauen in den 1910er-Jahren entworfene kollektive Wohnmodelle untersucht sowie die Art und Weise, wie feministische Kämpfe für eine neue Gesellschaftsordnung in feministischen Bewegungen propagiert wurden und die erste Generation praktizierender Architektinnen in Deutschland zu einer Neukonzeption des Wohnens befähigten.

Zwei Fallbeispiele, das „Haus der Frau“ auf der Werkbundausstellung 1914 und das „Haus in der Sonne“ in Berlin und Potsdam, dokumentieren die Wahrnehmung der „Rolle der Frau in der modernen Gesellschaft“ und deren gestalterischen Ausdruck sowohl innerhalb einer formellen Bewegung (Werkbund) als auch in der Praxis. Durch ihre historische und typologische Lesart zielt das Projekt darauf ab, die Radikalität dieser Architekturen bei der administrativen und typologischen Unterbringung feministischer Ansprüche zu untersuchen. Indem die Wohnungsfrage als feministische Frage aufgegriffen wird, evaluiert das Close Reading die Möglichkeiten, die sich aus einer räumlichen Ordnung ergeben, die den unterschiedlichen Rollen von Frauen jenseits von Ehefrau und Kinderbetreuerin Rechnung trägt. Mit anderen Worten bewertet sie das Potenzial räumlicher Ordnungen, neue soziale Ordnungen und Strukturen denkbar zu machen.