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Kriebelmücke auf dem Vormarsch: Forschungsteam unter Beteiligung von LOEWE-TBG untersucht Verbreitungsgebiete der Insekten in vier Bundesländern und stellt Zuwachs fest

Kriebelmücke  Die Art Simulium ornatum gehört zu den veterinär- und humanmedizinisch relevanten Kriebelmücken
© Dorian Dörge
Kriebelmücke Die Art Simulium ornatum gehört zu den veterinär- und humanmedizinisch relevanten Kriebelmücken

Sie sieht harmlos aus, doch ihre Stiche sind unangenehm und können verheerende Folgen haben: die Kriebelmücke (Simuliidae). Die fliegenden Insekten gehören zu den sogenannten „Poolsaugern“. Das bedeutet, die weiblichen Tiere beißen die Haut ihres Wirts auf und konsumieren anschließend den sich dort bildenden Blutstropfen. Der Stich kann nicht nur schwerwiegende allergische Reaktionen auslösen, durch ihn können auch schwere Infektionskrankheiten übertragen werden. Grund genug für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe Universität Frankfurt, des Senckenberg Biodiversität und Klimaforschungszentrums und des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik (TBG) das Vorkommen der Kriebelmücke in Deutschland näher zu untersuchen.

Insgesamt gibt es in Deutschland 57 Kriebelmückearten. Anhand von in Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen erhobenen Datensätzen hat das Forschungsteam die zwölf häufigsten Arten „in drei biogeografische Gruppen unterteilt: Arten, die an Gewässeroberläufen leben, über verschiedene Landschaften weit verbreitete Arten und Tieflandarten.“

In der in dem Fachjournal „Science of the Total Environment“ erschienen Studie konnten die Forschenden verschiedene Entwicklungstrends für die drei verschiedenen Gruppen voraussagen: „Die Gruppe der Arten mit einem Verbreitungsschwerpunkt in den Gewässeroberläufen wird aufgrund steigender Temperaturen und zunehmender chemischer Belastung der Gewässer als potentiell gefährdet eingeschätzt. Arten der dritten Gruppe hingegen, zu denen insbesondere auch veterinär- und humanmedizinisch relevante Kriebelmückenarten zählen, zeichnen sich durch breitere Nischen und somit eine höhere Toleranz gegenüber anthropogenen Veränderungen aus. Medizinisch relevante Arten zeichnen sich durch ein besonders aggressives Stechverhalten gegenüber Säugetieren und Menschen aus und treten häufig in sehr hoher Zahl auf.“

„Die aus den Ergebnissen unserer Studie abgeleiteten Entwicklungstrends für die medizinisch relevanten Kriebelmückenarten sind ein Beispiel dafür, wie vektorübertragene Infektionskrankheiten durch den globalen Wandel gefördert werden können. Unsere Modellierungsansätze und -ergebnisse helfen uns dabei, Monitoring und Maßnahmenprogramme für vektorkompetente Arten effizient zu gestalten und Vorhersagen über zukünftige Entwicklungen abzuleiten“, fasst Professor Dr. Sven Klimpel von LOEWE-TBG zusammen.