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Im Kampf gegen die Schlafkrankheit - LOEWE-Schwerpunkt MegaSyn entwickelt Tsetse-Lockstoff

© Abb. aus Meyers Lexikon 1888/90

Die Tsetse-Fliege ist südlich der Sahara in weiten Teilen Afrikas verbreitet. Ähnlich wie Stechmücken ernährt sie sich von Blut. Dabei kann sie die Schlafkrankheit übertragen, die unbehandelt meist zum Tode führt. In Afrika wird die Fliege häufig mit Insektiziden bekämpft oder in Fallen gefangen. Forschenden des LOEWE-Schwerpunkts MegaSyn ist es nun gelungen ein Verfahren zu entwickeln, mit dem der Lockstoff für die Fallen in einem biotechnologischen Verfahren in Hefen hergestellt werden kann.

Bisher wurden Lockstoffe für die Tsetse-Fliegenfallen meist in aufwändigen, chemischen Verfahren hergestellt, bei denen Substanzen (3-EP und 3-PP) aus Erdöl-Derivaten oder aus Extrakten von Nussschalen synthetisiert werden müssen, die auch in Rinderurin vorkommen. Für ländliche Gemeinschaften in Afrika ist das kaum praktikabel und vor allem zu teuer. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des LOEWE-Schwerpunkts MegaSyn haben im Rahmen eines Projekts nun ein biotechnologisches Verfahren entwickelt, bei dem diese Substanzen in genetisch veränderter Bierhefe hergestellt werden. Dabei wird der Zuckerstoffwechsel eines Hefestamms so manipuliert, dass aus Zucker ähnlich hohe Konzentrationen an 3-EP und 3-PP hergestellt werden, wie sie auch im Rinderurin vorhanden sind. „Unsere Hefen könnten in Afrika idealerweise in Nährlösungen auf der Basis von pflanzlichen Abfallstoffen, Nahrungsmittel- oder Futterresten wachsen. Damit würde eine Produktion der Lockstoffe annähernd kostenfrei möglich. Derzeit suchen wir Partner, mit deren Hilfe wir unsere Hefen vor Ort testen und der Bevölkerung zur Verfügung stellen können“ sagt Doktorandin Julia Hitschler vom Institut für Molekulare Biowissenschaften an der Goethe-Universität.

Leiter des Projekts Professor Eckhard Boles ist zuversichtlich, was die vielseitige Einsatzmöglichkeit des Lockstoffes angeht: „Unsere Hefen könnten zur Erzeugung anderer Alkylphenole als 3-EP und 3-PP weiterentwickelt werden. Solche Alkylphenole könnten zur Produktion von Schmieröladditiven oder oberflächenaktiven Substanzen in Reinigungsmitteln genutzt werden.“