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BBK-Fachkongress zum Bevölkerungsschutz: LOEWE-emergenCITY mit Vulnerabilitätsstudie und Smart Home-Warnsystemen vor Ort

Darmstädter Forschende des LOEWE-Zentrums emergenCITY präsentieren auf dem BBK-Fachkongress zur „Forschung für den Bevölkerungsschutz“ in Bonn ihre Forschungsergebnisse zur sozialen Vulnerabilität in Stadtquartieren und die Möglichkeiten von Smart Homes als Warnsysteme. Der Kongress bringt vom 5. bis 7. Februar über 800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammen, die sich dort über die aktuellsten Entwicklungen im Bevölkerungsschutz austauschen.
Eine Vulnerabilitätsstudie der Historikerin Dr. Nadja Thiessen, des Architekten Dr.-Ing. Joachim Schulze und entstanden mit Unterstützung von Professor Jean-Christophe Dissart von de Université Grenoble Alpes, befasst sich mit der Frage, wie sich soziale Verwundbarkeit in Darmstadt über einen Zeitraum von 60 Jahren entwickelt hat. Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, ältere Personen oder sozial isolierte Gruppen sind in Krisensituationen besonders gefährdet und auf Unterstützung angewiesen. Die Forschenden analysierten anhand statistischer Daten Faktoren wie Alter, Haushaltsstruktur und Einkommen in den 37 statistischen Bezirken der Stadt. Ihre Ergebnisse zeigen, dass soziale Verwundbarkeit in bestimmten Quartieren über Jahrzehnte hinweg konstant geblieben ist. Sie entwickelten eine Stadtkarte, die diese Muster sichtbar macht und so eine Grundlage für gezieltere Maßnahmen im Katastrophenschutz bietet. Einsatzkräfte könnten auf Basis dieser Erkenntnisse ihre Ressourcen effizienter verteilen und besonders verwundbare Quartiere gezielt unterstützen. Die Studie wurde auf dem Kongress am 5. Februar 2025 erstmals dem Publikum vorgestellt.
Ein weiteres Forschungsthema von LOEWE-emergenCITY ist die Rolle von Smart Homes bei der Warnung der Bevölkerung in kritischen Situationen. Die Computerwissenschaftler Markus Henkel und Frank Hessel untersuchten, in welchen Gefahrensituationen Menschen bereit sind, ihrem intelligenten Zuhause sicherheitsrelevante Entscheidungen zu überlassen. Ihre Studien wurden im „eHUB“, einem energieautarken Smart Home auf dem Campus der TU Darmstadt, durchgeführt. Dabei simulierten sie vier verschiedene Gefahrenszenarien und analysierten die Reaktionen der Bewohner. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen automatische Schutzmaßnahmen, wie das selbstständige Schließen von Fenstern oder Türen, eher akzeptieren, wenn die Gefahr als hoch eingeschätzt wird. Während herkömmliche Warnsysteme wie Rauchmelder lediglich Alarm schlagen, bieten vernetzte Smart-Home-Technologien das Potenzial, aktiv auf Bedrohungen zu reagieren und damit die Sicherheit in Krisensituationen zu erhöhen.
Die Forschungen des LOEWE-Zentrums emergenCITY leisten einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes, indem sie sowohl soziale als auch technologische Aspekte betrachten. Die Erkenntnisse zur sozialen Vulnerabilität könnten helfen, Rettungsmaßnahmen effizienter zu gestalten, während intelligente Smart-Home-Systeme neue Möglichkeiten für automatisierte Schutzmaßnahmen in Krisensituationen bieten.
Mehr Infos zum BBK-Kongress: www.fkfb.de