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Die Chilenische Stachelschnecke ist „Internationales Weichtier des Jahres 2023“ – Ihr Genom wird vom LOEWE-Zentrum TBG vollständig sequenziert
Die chilenische Stachelschnecke (Concholepas concholepas) wurde zum „Internationalen Weichtier des Jahres 2023“ gewählt und setzte sich dabei gegen vier weiteren Weichtier-Arten als Finalisten des internationalen Wettbewerbs durch. Mit rund 42 Prozent der Stimmen zog sie an einer weiteren Meeresschnecke, einer Tiefsee-Auster und zwei Nacktschnecken-Arten vorbei. Alle Interessierten konnten vom 1. bis zum 19. März online ihre Stimme für ihren Weichtier-Favoriten abgeben.
Concholepas concholepas zählt zu den Felsenschnecken und ist im südöstlichen Pazifik zu finden. Das fleischfressende Tier kann bis zu 15 Zentimeter groß werden und nimmt die Rolle einer Schlüsselart ein, da sie das Vorkommen anderer Arten kontrolliert. In ihrer Heimat als „Loco“ (ein Lehnwort des Mapuche-Volkes in Chile) bekannt, kommt der Schnecke mit dem großen Fuß und widerstandsfähigen Gehäuse eine große kulturelle, soziale, wirtschaftliche, evolutionäre und ökologische Bedeutung zu. Doch ihre Bestände sind aufgrund von starker Überfischung gefährdet, denn die sogenannte „chilenische Abalone“, die äußerlich der Meeresschnecke Seeohr („Abalone“) ähnelt, wird weltweit als Delikatesse gehandelt. Auch verschmutze Küstengebiete bedrohen die Art.
Das Tier wurde von Prof. Antonio Baeza für den Titel „Internationales Weichtier des Jahres 2023“ nominiert. Er forscht am Fachbereich Biowissenschaften der Clemson University in South Carolina, USA, zu Artenvielfalt, Evolution und Erhaltung mariner Organismen. Als Gewinner-Art des Wettbewerbs erhält die Meeresschnecke eine vollständige Sequenzierung ihres Genoms durch das LOEWE-Zentrum TBG. „Mit der Stachelschnecke Concholepas concholepas wurde ein Weichtier ausgewählt, dessen Erforschung in mehrfacher Hinsicht interessant ist. Zum einen muss sich die Art an widrige Umstände wie Ausbeutung und Meeresverschmutzung anpassen. Darüber hinaus zeigt ein Bestandteil ihres Blutes, der Sauerstofftransporter Hämocyanin, eine immuntherapeutische Wirkung gegen einige Krebsarten“, erklärt Jurymitglied Dr. Carola Greve, Laborleiterin am LOEWE-Zentrum TBG. „Die genomische Analyse kann also nicht nur dazu beitragen, Anpassungsstrategien und verschiedene Populationen in dem großen Verbreitungsgebiet zu erforschen, sondern kann auch zur Entdeckung von neuen Molekülen mit pharmazeutischer Bedeutung führen.“
Nominierungen für das „Internationale Weichtier des Jahres 2024“ können bereits jetzt unter https://tbg.senckenberg.de/de/mollusc-of-the-year-nominations/ eingereicht werden.