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1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland – Professorin Elisabeth Hollender, Judaistin und Sprecherin des LOEWE-Schwerpunkts Minderheitenstudien über den Beitrag ihres Faches zu diesem Anlass

Fragment einer in Hebräisch beschriebenen Schiefertafel, Köln, 14. Jahrhundert.
© Archäologische Zone Köln und Projekt „Mittelalterliche Schiefertafeln aus Köln“
Fragment einer in Hebräisch beschriebenen Schiefertafel, Köln, 14. Jahrhundert.

Im Jahre 321 erließ Kaiser Konstantin ein Gesetz, das die Heranziehung von Juden für deutsche Ämter in Köln genehmigte. Das ist jetzt genau 1700 Jahre her und 2021 zum Festjahr für jüdisches Leben in Deutschland erklärt. Das Frankfurter Seminar für Judaistik trägt seit Langem zur Forschung bei, die 2021 zu einem Jahr der Information über Geschichte und Gegenwart der Juden in Deutschland macht. In diesem Bereich ist auch die Frankfurter Forscherin, Judaistin und Sprecherin des LOEWE-Schwerpunkts Minderheitenstudien: Sprache und Identität, Professorin Elisabeth Hollender tätig und nimmt das Festjahr zum Anlass ihr Fach und ihre Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zudem ist in dem am 8. April 2021 erschienen UniReport der Goethe-Universität Frankfurt am Main auch ein Artikel zum Thema publiziert worden.

Das Seminar für Judaistik beschäftigt sich hauptsächlich mit der Kulturgeschichte des europäischen Judentums vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Ein aktuelles Projekt, das von Professorin Elisabeth Hollender geleitet wird, ist die Untersuchung einer mittelalterlichen, jüdischen Gemeinde in Köln. Hier wurden bei Ausgrabungen Schieferfragmente mit hebräischer Schrift gefunden, die einen ungewöhnlichen Einblick in den Alltag der Gemeindemitglieder im 14. Jahrhundert bieten. Gemeinsam mit Prof. Ephraim Shoham-Steiner (BGU, Beer Sheva) hat Hollender in den letzten Jahren die ältesten Überlieferungen der Kölner Gemeinde analysiert und konnte so eine jüdische Gemeinde des 11. Jahrhunderts rekonstruieren. Diese traf, anders als vermutet, ihre Entscheidungen nicht aufgrund autoritativen jüdischen Texten, sondern aufgrund lokaler Traditionen und Bedürfnisse und wurde von einer wirtschaftlichen Elite geleitet.

Dieses und weitere Beispiele von Forschungsprojekten des Seminars für Judaistik zeigen nicht nur die Breite judaistischer Forschung in Frankfurt, sondern auch die Vernetzung mit anderen nationalen und internationalen Akteuren sowohl an Universitäten als auch in Museen. Frankfurt gehört zu den bekanntesten Standorten judaistischer Forschung in Europa, wozu neben dem Seminar für Judaistik und die Martin-Buber-Professur für jüdische Religionsphilosophie (deren Inhaber Prof. Dr. Christian Wiese Sprecher von LOEWE-Relpos ist) vor allem auch der Sammelschwerpunkt Judaica der Universitätsbibliothek beiträgt. Dass 2020 die Tagung zum 50. Jubiläum des Seminars aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen musste, hat international Bedauern hervorgerufen. Umso mehr freuen sich alle Beteiligten auf den Kongress der European Association of Jewish Studies, der 2023 in Frankfurt stattfinden wird.